Das Schauspiel Hannover setzt unter der Intendanz von Sonja Anders auf gesellschaftspolitisch relevante Themen und fahndet in über 30 Premieren pro Spielzeit nach neuen Utopien. Neben Klassikern prägen eine Vielzahl an Uraufführungen den Spielplan. Gespielt wird im Schauspielhaus, Cumberland, im Ballhof Eins und Zwei, aber auch an Orten jenseits der Theaterbühne.
Das Schauspielhaus mit 630 Plätzen wurde 1992 eröffnet. Dem Haus eng verbunden sind unter anderem die Regisseure Stephan Kimmig, Julia Wissert und Laura Linnenbaum. Hinzu kommen Regiehandschriften u. a. von Lilja Rupprecht, Friederike Heller, Kevin Rittberger, Anne Lenk und anderen.
Das Junge Schauspiel weitet seinen Spiel- und Wirkungsraum aus. Junge Lebenswelten sind, neben dem Ballhof, der sich in Hannovers Altstadt mit den Spielstätten Ballhof Eins und Zwei als Ort für junge Themen etabliert hat, in allen Spielstätten zu sehen, so dass sich Generationen treffen und mischen können.
Die Cumberlandsche Galerie, die bereits 1883 entstand, wird zu einem Ort der Öffnung für Künstler und Künstlerinnen aus Hannover und der Welt. Clubs, Gespräche, Partys, Lesungen, Kooperationen mit der Stadtgesellschaft finden hier Platz. Als zentrales Format lädt die künstlerische Workshop-Reihe „Universen“ Hannovers Bürger und Bürgerinnen zu einer Weiterentwicklung ihrer persönlichen Ausdrucksformen, Künsten und Sprachen ein.
Kassen im Opernhaus und im Schauspielhaus
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10–19.30 Uhr (Vorverkauf bis 18.30 Uhr), Samstag 10–14 Uhr (im Opernhaus bis 18 Uhr)
An den Kassen können auch alle Programmhefte aktuell laufender Produktionen erworben werden.
Abendkasse: eine Stunde vor Vorstellungsbeginn (kein Vorverkauf)
Telefonischer Kartenverkauf
Montag bis Freitag 10–18 Uhr, Samstag 10–14 Uhr
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Bewertungen & Berichte Schauspiel Hannover
Schauspiel
Peer Gynt
von Henrik Ibsen
Premiere: 6.4.2023
„Peer, das lügst du“, spricht gleich zu Beginn die Mutter zum Sohn und etabliert damit einen Lügner, Hochstapler und Fantasten. Aber was sind schon Lüge und Wahrheit – am Ende ist doch alles eine Frage der Perspektive. Nur welche Perspektive einnehmen?
Peer sucht, reist, flüchtet, verwirft. Er schmeckt die pralle, volle Welt – die uns bekannte und die der Märchen und Fantasien, um sie zu finden und zu wissen, wer er ist. Seine Reise beginnt in der norwegischen Einöde. Er will der sozialen Bedeutungslosigkeit entkommen und der werden, den er irgendwo in sich vermutet – am liebsten ein Kaiser. Dabei probiert er Lebensentwürfe an und aus und versucht, sich selbst darin zu spüren. Doch kaum angekommen in der gesuchten Form, zückt er das Messer, schneidet einen neuen Peer aus sich heraus und entledigt sich des alten. Bloß nirgends ankommen, scheint die Devise, und so treibt es Peer über Berge und Wiesen, Täler, Straßen, Meere, Wüsten und Städte einmal um den Erdball herum, hinein in die Liebe, die Macht, das Geld, den Irrsinn.
Lilja Rupprecht geht mit Ibsens dramatischem Gedicht Peers Spur nach. Horchend und forschend wird sie sich seiner Verzweiflung, nicht er sein zu wollen, Möglichkeiten nicht Realitäten werden zu lassen, sondern fluide, grenzenlos und ungreifbar zu sein, stellen – ganz Kierkegaard folgend: „Jede menschliche Existenz, die unendlich sein will, ist Verzweiflung. Die Phantasie ist das Medium des Unendlichmachens.“ – Zum Glück gibt’s dafür Theater.
Regie: Lilja Rupprecht
Bühne: Anne Ehrlich
Kostüme: Christina Schmitt
Musik: Fabian Ristau
Video: Moritz Grewenig
Live-Video: Tobias Haupt
Dramaturgie: Nora Khuon
Gefördert durch den Preis des Körber Studio Junge Regie 2021
Koproduktion mit den Münchner Kammerspielen für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene
„Ein Kampf zwischen David und Goliat“ – diese auf die Bibel zurückgehende Redewendung beschreibt heute immer noch eine gewaltvolle Situation, in der eine scheinbar schwächere Person oder Gruppe auf einen größeren, stärkeren Gegner trifft. Manchmal gewinnt der Underdog David auf eine ungewöhnliche und überraschende Art und Weise, oft genug aber endet der Kampf trotz Widerstand zugunsten des Riesen Goliat.
Regisseurin Ayşe Güvendiren untersucht den Mythos dieses Zweikampfes, um ihn auf zeitgenössische Konfliktzonen zu übertragen. Sie thematisiert dabei auch die Kontroverse über konkurrierende Erinnerungen, in die sie geriet, als sie begann, sich mit dem Fall Halim Dener zu beschäftigen. Dieser wurde 1994 von einem SEK-Beamten am Steintorplatz in Hannover erschossen. Er war 16 Jahre alt. Stück für Stück rekonstruiert sie ihre persönliche Involvierung in diesem skandalösen Fall von Polizeigewalt, der von deutscher, kurdischer und türkischer Seite zugleich vereinnahmt wird. Immer wieder drängt sich dabei die Frage auf: Wie politisch sind Erinnerungen?
Ayşe Güvendiren studierte Jura, Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte, bevor sie ihre Regieausbildung an der Otto-Falckenberg-Schule in München begann. Mit ihrer Diplominszenierung R-Faktor. Das Unfassbare gewann sie das Körber Studio Junge Regie 2021.
Regie: Ayşe Güvendiren
Bühne und Kostüme: Theresa Scheitzenhammer
Musik: Mikaîl Ezîz
Video: Cana Bilir-Meier
Dramaturgie: Mehdi Moradpour, Mazlum Nergiz
Termine
Sa, 22.4.2023, 19:30 | Uraufführung
So, 30.4.2023, 19:00
Ort
Ballhof Zwei
Knochenhauer Str. 28
D-30159 Hannover
Bewertungen & Berichte Die Geschichte von Goliat und David
Schauspiel
DAS LETZTE FEUER
von Dea Loher
Premiere: 5.5.2023
Ein Ex-Soldat sucht Frieden. Eine Polizistin sucht Vergebung. Eine Mutter sucht nach Erklärungen. Ein Vater sucht Erleichterung. Ein Drogensüchtiger versucht zu vergessen. Eine Schwerkranke sucht nach Liebe und eine alte Frau versucht, sich zu erinnern. Der tragische Unfalltod des kleinen Edgar macht sie unfreiwillig zu Gefährt:innen. Aufgerüttelt durch die Tragödie entdecken die Figuren ihr Verlangen nach Leben. Vordergründig zeichnet Dea Loher das Bild einer zufällig zusammengewürfelten Schicksalsgemeinschaft. Doch vom Nullpunkt der Trauer aus versuchen die Figuren, zu sich selbst zu finden. Sie suchen Erlösung und wollen handlungsfähig bleiben. Lohers Sprache funktioniert dabei wie ein Skalpell, das punktgenau dort schneidet, wo der Schmerz liegt.
Für Das letzte Feuer wurde Dea Loher 2008 als Dramatikerin des Jahres ausgezeichnet und erhielt den Mülheimer Dramatikpreis. Die Arbeiten der deutsch-dänischen Regisseurin Anja Behrens bestechen durch eine intensive Körperlichkeit und Bildkraft. Zu ihren bisherigen Schwerpunkten zählen die Mythen der Antike und zeitgenössische Stoffe.
Regie: Anja Behrens
Bühne und Kostüme: Christian Albrechtsen
Musik: Emil Assing Høyer
Dramaturgie: Friederike Schubert
von Antigone Akgün, Rasit Elibol, Mohamedou Ould Slahi Houbeini und Rik van den Bos
Koproduktion mit NITE Groningen
Yara, Greta, Sebastian und Tony sind Freund:innen aus der Kindheit. Sie sind in demselben Viertel einer Kleinstadt aufgewachsen. Gemeinsam haben sie lange, nasse Sommer verbracht. Sie waren unzertrennlich bis zu jenem Abend, an dem das Herrenhaus abbrannte.
12 Jahre später heiratet Yara Sebastian. Aus diesem Anlass haben sich Freund:innen und Familie auf den Weg gemacht. Fernab der gewohnten Umgebung, werden neue Bande geknüpft und treten alte Konflikte zu Tage.
Unsere Beziehungen im Kleinen und unsere Gesellschaft im Großen sind geprägt von den Bildern, die wir uns von unserem Gegenüber machen. Welche Vorurteile haben wir? Und woher kommen sie? Wer hat entschieden wer „wir” und wer „die anderen” sind?
Der israelische Regisseur und Choreograf Guy Weizman (Bitch, I’m a Goddess) kommt mit einer großen, internationalen Produktion zurück ans Schauspiel Hannover. Schauspieler:innen, Sänger:innen, Tänzer:innen und Musiker:innen unterschiedlichster Herkunft werden bei diesem rauschenden Fest gemeinsam auf der Bühne stehen.
Regie: Guy Weizman
Choreografie: Roni Haver
Bühne: Ascon De Nijs
Kostüme: MAISON the FAUX
Licht: Maarten van Rossem
Komposition: Lora Deniz
Musik Dramaturgie: David Dramm
Dramaturgie: Friederike Schubert
Autor: Mohamedou Ould Slahi, Elibol Rasit, Rik van den Bos
Autorin: Antigone Akgün
Die Freundinnen Akos und Essinam werden aus dem Nichts in ein Raumschiff gebeamt und müssen sich im Cockpit mit ihrer neuen Rolle als Captain zurechtfinden. In ihrer Not machen sie sich auf die Suche nach einem neuen Planeten und fragen sich, wie es dann weitergehen soll: Welches Erbe bringen sie als Geschenk mit, was lassen sie lieber an Bord? Welche Erinnerungen an die alte Welt wollen sie erhalten, von wem möchten sie unbedingt erzählen? Und die Frage aller Fragen: Ist die ‚Kolonialisierung‘ eines neuen Planeten überhaupt möglich und richtig?
Mable Preach ist seit vielen Jahren in der Hamburger Kunstszene präsent – als Regisseurin und Choreografin, als Kuratorin und Netzwerkerin. Sie ist Initiatorin des Festivals für urbane BIPoC-Jugendkultur FORMATION**NOW und Leiterin des Kultur- und Jugendvereins Lukulule. Zuletzt hat sie ihre Regiearbeit EMB*RACE YOUR CROWN** im Rahmen der Spielzeiteröffnung auf Kampnagel gezeigt. In ihrer Arbeit setzt sie sich kritisch mit Rassismus und (Neo-)Kolonialismus auseinander, fördert Empowerment und produziert alternative Bilder und Erzählungen zum weißen Mainstream.
Regie: Mable Preach
Bühne: Dennis Stoecker
Kostüme: Sarah Meischein
Dramaturgie: Murat Dikenci
Termine
Sa, 15.4.2023, 19:30
Mi, 26.4.2023, 19:30
Ort
Ballhof Zwei
Knochenhauer Str. 28
D-30159 Hannover
von Antje Pfundtner und Ensemble
für Jugendliche ab 12 Jahren und Erwachsene
Zuhause verbinden wir mit Ritualen. Etwas, an das wir gewohnt sind. Gewohnt kommt von wohnen. Gewöhnlich auch. Besser man hat ein Zuhause, in dem man es heimelig hat, auch wenn es einem manchmal ein wenig unheimlich ist. Einen Ort, der neu geschaffen wurde oder der vielleicht einmal unbewohnt war oder gar von jemand anderem zuvor bewohnt wurde. Aber wenn man einzieht, macht man ihn sich zu eigen. Jetzt ist er besetzt. Hat besetzen mit besitzen zu tun? Nehme ich jemandem etwas weg, wenn ich etwas besetze? Und habe ich das Recht dazu?
Feinsinnig verhandeln Antje Pfundtner und ihr Ensemble die Möglichkeiten und Beziehungen vom Heimischen zum Unheimischen, zelebrieren die Zusammenkunft und ihre Heimsuchung und überlegen, ob der eigene Körper nicht auch ein Zuhause sein kann.
Antje Pfundtner ist Tänzerin und Choreografin. Mit ihrem Arbeitszusammenschluss Antje Pfundtner in Gesellschaft (APiG) produziert sie Bühnenstücke und initiiert kollaborative Räume. Für ihre Produktion Ich bin nicht du bekam Pfundtner 2020 den FAUST-Preis in der Kategorie „Regie Kinder- und Jugendtheater“. Die Höhle auf Erden ist ihre erste Arbeit am Schauspiel Hannover.
Regie: Antje Pfundtner
Bühne: Irene Pätzug
Kostüme: Yvonne Marcour
Musikalische Leitung: Nikolaus Woernle
Dramaturgie: Barbara Kantel, Anne Kersting
Christian, Michael und Helene sind Geschwister. Die jüngste Schwester Linda hat sich gerade erst umgebracht, doch der 60. Geburtstag ihres Vaters muss dennoch gefeiert werden. Christian nutzt die Versammlung, um ein lang gehütetes Familiengeheimnis an die Oberfläche zu bringen. Seinem Vater hat er zwei Reden geschrieben. Eine auf einer grünen und eine auf einer gelben Karte. Dieser darf sich aussuchen, welche sein Sohn halten soll. Er entscheidet sich für die grüne, und Christian beginnt zu erzählen, wie sein eigener Vater ihn und seine Schwester Linda sexuell missbraucht hat. Doch der Befreiungsschlag bleibt vorerst aus. Die feiernde Gesellschaft will nicht gestört werden und beschimpft Christian als Nestbeschmutzer. Nach und nach zerfällt jedoch die behauptete Familienidylle und der Vater kann nicht mehr gedeckt werden. Die Wunden sitzen zwar noch tief, aber die Geschwister und ihre Mutter finden wieder neu zusammen.
Wie unsicher ist die eigene Familie? Nicht erst seit den aktuellen Missbrauchsvorwürfen an die katholische Kirche ist deutlich geworden, wie wirksam und brutal die Stimmen von Menschen, die Missbrauch zum Opfer gefallen sind, unterdrückt werden. Stephan Kimmig erkundet in Das Fest die tiefen Schmerzpunkte, die die Institution Familie in einem selbst hinterlässt.
Regie: Stephan Kimmig
Bühne: Katja Haß
Kostüme: Sigi Colpe
Musik: Michael Verhovec
Dramaturgie: Mazlum Nergiz
Universen: Gurlz with Curlz – Growing Fro Hannover
Der Growing Fro inszeniert die Frage „Darf ich mal deine Haare anfassen?“ und versucht, mit ihrer Problematik umzugehen. Die Installation setzt sich aus verschiedenen Haarstrukturen Schwarzer Frauen* zusammen und macht sichtbar, wie divers und individuell Schwarze Frauen* sind. Dabei wächst die Ausstellung von Stadt zu Stadt und wird von der jeweiligen Community vor Ort um neue Perspektiven und lokale Kollaborationen erweitert. Nach München, Berlin, Stuttgart und Hamburg kommt der Growing Fro jetzt auch nach Hannover. Macht mit beim Fotoshooting und werdet Teil der Ausstellung, die im Mai bei den Universen ihren Release feiert!
Falls Du Locs/Braids/Twists/natural Hair trägst oder ganz bald bist, afrodiasporische Wurzeln hast, zwischen 28–45 Jahre alt bist und gerne Teil der Ausstellung werden möchtest, schick uns bitte bis zum 6. März eine Mail an universen@staatstheater-hannover.de mit deinem Namen, Alter, einem Foto von dir, evtl. deinem Insta-Account und schreib uns kurz, warum Du gerne mitmachen möchtest. Die Plätze sind begrenzt. Wichtig wäre, dass du am 25./26. März ca. 2 Stunden Zeit hast.
Gurlz with Curlz ist ein Lifestylemagazin, in dem Schwarze Frauen* ihre Perspektiven und Expertise in Bereichen wie Kunst, Kultur, Politik, Wissenschaft und Lifestyle teilen. Gründerin und Herausgeberin ist Kommunikationsdesignerin Linda Nübling, die sich gemeinsam mit ihren Teamkolleg:innen Miriam Kugland, Elina Gibson, Joana Strickland und Kwami Tendar zur Aufgabe gemacht hat, vielfältige und komplexe Schwarze Lebensrealitäten sichtbar zu machen und ihnen beständig Raum zu geben. Zweimal jährlich erscheint die Publikation, die Persönlichkeiten, Themen und Trends abbildet und somit Schwarze deutsche Geschichte für die Zukunft festhält. Zusätzlich konzipieren und organisieren die Herausgeberinnen aber auch Ausstellungen und Events. Mehr Informationen über die Arbeit von Gurlz with Curlz findet ihr unter gurlzwithcurlz.de.
von Robert Icke
sehr frei nach Professor Bernhardi von Arthur Schnitzler
Eine minderjährige Patientin liegt nach einem heimlichen Abtreibungsversuch im Sterben. Dem katholischen Priester, der ihr die letzte Ölung geben will, wird der Zutritt verweigert. Während der hitzigen Auseinandersetzung stirbt das Mädchen ohne medizinischen und religiösen Beistand – ein Vorfall, der sich zum gesellschaftlichen, politischen und rassistischen Skandal hochschaukelt.
So hat es der Wiener Arzt und Autor Arthur Schnitzler in seinem Stück Professor Bernhardi bereits Anfang des letzten Jahrhunderts beschrieben. Der britische Autor und Regisseur Robert Icke hat daraus einen Moralthriller von heute gemacht. Sein Professor Bernhardi ist die jüdische Ärztin Ruth Wolff, Leiterin einer renommierten Alzheimer-Klinik. Ihre rigorose Haltung gegen den katholischen Priester löst antisemitische Reaktionen aus. Zugleich ist der Priester ein Schwarzer Mann, der sich von der Ärztin diskriminiert fühlt. Die Eltern des verstorbenen Mädchens sind einflussreiche Sponsoren, mit Verbindungen in die Politik. Die Zukunft der gesamten Klinik ist bedroht. Im Auge des Shitstorms befindet sich Ruth, die das Spiel der politischen Korrektheit und die Rituale der Reue nicht mitspielt. Gleichzeitig wird das Institut – ihr Lebenswerk – immer mehr zu einem Ort der Vernichtung und des Todes.
Stefan Pucher wird sich der Frage nach Moral und menschlichem Handeln annehmen und einen Blick auf die komplexe Diskussion um Gender-, Identitäts- und soziale Fragen werfen. Zuletzt war Puchers bildgewaltige Inszenierung von Die verlorene Ehre der Katharina Blum in Hannover zu sehen.
Regie: Stefan Pucher
Bühne: Stéphane Laimé
Kostüme: Annabelle Witt
Musik: Christopher Uhe
Video: Hannes Francke, Ute Schall
Dramaturgie: John von Düffel
Termine
Sa, 25.3.2023, 19:30
Fr, 31.3.2023, 19:30
Sa, 8.4.2023, 19:30und weitere Termine
Rivka ist der Name eines kleinen jüdischen Mädchens, das in Zukunft vielleicht anders heißen wird. Sie ist das Wertvollste, was ihre Eltern Erna und Jacob haben, deshalb haben sie Rivka weggegeben. Nun packen sie die Koffer für ihre Flucht. Alles läuft nach Plan. Doch eine unauflösliche Sehnsucht, schreckliche Angst und Zweifel ergreifen die Eltern. Körper und Seele wehren sich gegen die Trennung von der Tochter. Was ist gut für Rivka? Wird es dem Ehepaar gelingen, unterzutauchen? Sollen sie sich trennen, um nicht gefasst zu werden? Erna und Jacob ahnen, was ihnen droht. Das Paar packt Sachen ein und wieder aus, streitet, lacht, erinnert sich und malt sich die Zukunft aus – in Liebe und in Verzweiflung.
Die große niederländische Dichterin Judith Herzberg wurde 1934 in Amsterdam geboren. Zuletzt hat Stephan Kimmig, der Rivka inszenieren wird, ihre vielgespielte jüdische Familientrilogie am Münchner Residenztheater unter dem Titel Die Träume der Abwesenden gezeigt.
In diesen drei Stücken geht es um die Auswirkungen des Verlustes geliebter Menschen auf folgende Generationen. Man könnte Rivka als eine Art Urstück von Judith Herzbergs Werk bezeichnen. Hier, in dieser kleinen Wohnung eines jüdischen Ehepaars, nimmt das Unglück seinen Lauf, irritierend leise, fast profan – und lässt den beiden Liebenden noch für eine kurze Weile ihre Hoffnung.
Regie: Stephan Kimmig
Bühne: Katja Haß
Kostüme: Annabelle Gotha
Dramaturgie: Sonja Anders
Termine
Sa, 25.3.2023, 20:00
Sa, 8.4.2023, 19:30
Ort
Ballhof Zwei
Knochenhauer Str. 28
D-30159 Hannover
Olivia Oil ist eine sehr unabhängige, starke und intelligente Frau, und darauf legt sie Wert. Als sie Popeye, dem Seemann, und seinem rauen Charme begegnet, fühlt sie sich unmittelbar angezogen und ist geschmeichelt, dass ihre Liebe auf Gegenliebe stößt. Weil die Beziehung gelingen soll, gibt sich Olivia alle Mühe: Sie unterstützt Popeyes künstlerische Projekte – auch wenn sein Drehbuch nie über die ersten zwei Seiten hinausgekommen ist. So glücklich Olivia ist, nun Teil eines Paares zu sein, wird doch manches Ungleichgewicht offenbar. Der Mann mit der Vorliebe für Spinat ist zwar nett und sanft, aber Olivias Romane liest er nicht, und sein eigenes Spiegelbild scheint er lieber zu sehen als Olivia.
Sivan Ben Yishai leiht sich die bekannten Comicfiguren für ihre argumentative Übung über Liebe, Paarbeziehungen und tradierte chauvinistische Muster, die sich auf leisen Sohlen in die vermeintlich aufgeklärten Beziehungen moderner Feminist:innen schleichen. Gnadenlos genau seziert sie die intimen Details des Versuches einer Liebe und beweist einmal mehr, dass das Private schon immer politisch war.
Die Regisseurin Julia Wissert wird sich mit uns fragen, wie emanzipiert unser Begehren und unser Fühlen wirklich sind. Warum steht Olivias Sehnsucht, geliebt zu werden, im Konflikt mit dem Bedürfnis nach Unabhängigkeit und der Suche nach einer befreiten weiblichen Lust? Wie sieht Hingabe ohne Aufopferung aus?
Regie: Julia Wissert
Bühne und Kostüme: För Künkel
Musikalische Leitung: Justyna Stasiowska
Choreografie: Yara Eid
Dramaturgie: Michael Letmathe
Termine
So, 26.3.2023, 19:00
Di, 28.3.2023, 19:30
Di, 4.4.2023, 19:30und weitere Termine
Bewertungen & Berichte Liebe / Eine argumentative Übung
Schauspiel
Monte Rosa
von Teresa Dopler
Dichte Dunstwolken liegen in den Tälern, die Gletscher sind abgeschmolzen und Steinschläge sind eine beständige Bedrohung. Nur hoch oben in den Alpenmassiven sind noch Bergsteiger unterwegs. Gut trainiert und bestens ausgerüstet sind sie immer am Weg auf den nächsten Gipfel, dorthin, wo die Luft am saubersten ist. Drei von ihnen begegnen sich unterwegs auf diesem unsicheren, beängstigenden und verstörenden Terrain. Hier gelten fragwürdige Werte und eigenartige Umgangsformen. Gesundheit, Alter, Fitness sind die ausschlaggebenden Kriterien. Schnell wird klar, dass nicht nur die Berge bröckeln. Teresa Dopler entwickelt in ihrem Stück ein gleichermaßen erschreckendes wie komisches Zukunftsszenario zwischen romantischer Schönheit und globaler Zerstörung.
Regie: Matthias Rippert
Bühne: Fabian Liszt
Kostüme: Johanna Lakner
Musik: Robert Pawliczek
Dramaturgie: Barbara Kantel
Ein Witz ist nur dann lustig, wenn er jemandem auf die Füße tritt – diese landläufige Meinung hält sich hartnäckig. Allzu hartnäckig, findet Svenja. Sie will den Gegenbeweis antreten und auf ihrem YouTube-Kanal mit „Humornismus“ – einer Mischung aus Humor und Humanismus – die Welt zu einem besseren Ort machen. Aktuelle Follower: 8. Nicht ganz ausreichend also, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Darum verdingt sich Svenja zusätzlich dort, wo ihr Humor auch ganz analog Gutes tun kann: als Clown im städtischen Hospiz. Hier ist die altlinke Püppi dringend auf der Suche nach einer proletarischen Nachfolge für ihr Lebenswerk, an der nicht nur Svenja, sondern auch Aram Interesse haben. Aram, der sich mit allen möglichen Jobs über Wasser hält und den Svenja liebevoll als „Dienstleistungsproletariat“ in ihr kabarettistisches Programm einbaut. Bis plötzlich der Don als böses Alter Ego in Svenja fährt und in den unpassendsten Momenten ihren Körper für seine herabwürdigenden Kommentare benutzt. Zum Schämen, findet Svenja, vor allem, weil der Don mit seiner Verachtung auch dann nicht hinterm Berg hält, wenn Svenja live auf Sendung ist. Und plötzlich schnellen Svenjas Klickzahlen steil nach oben …
Café Populaire ist eine subversive Komödie voller rasanter Dialoge und überraschender Wendungen, die leichtfüßig die tiefernste Frage nach vermeintlicher Weltoffenheit, tiefsitzenden Vorurteilen und knallharter sozialer Ausgrenzung verhandelt. Der ungarische Regisseur András Dömötör zeigt mit Café Populaire nach Die Hochzeit des Figaro seine zweite Arbeit in Hannover.
Regie: András Dömötör
Bühne und Kostüme: Sigi Colpe
Musik: Tamás Matkó
Dramaturgie: Johanna Vater
Termine
Mi, 29.3.2023, 19:30
So, 9.4.2023, 19:00
Sa, 15.4.2023, 19:30
Wir befinden uns im Grand Theatre in Westonsuper-Mare. Es ist der 14. Januar, kurz nach Mitternacht, ein Tag vor der Premiere von Nackte Tatsachen, die Generalprobe läuft. Texthänger, Türen klemmen, Requisitenchaos, verlorene Kontaktlinsen, volltrunkene Schauspielende – Regisseur Lloyd Dallas und seine Darsteller:innen sind verzweifelt. Denn die nackten Tatsachen des Stücks machen den Entblößungen hinter der Bühne Platz: Kulissengetuschel und Liebesverwirrung, Verwaltungshorror und Befindlichkeiten. Was für die Beteiligten ein Albtraum ist, wird für das Publikum zum turbulenten Komödienchaos. In drei Varianten sieht es immer wieder nur den ersten Akt: zunächst die Probe, dann eine der ersten Vorstellungen – hier dürfen die Zuschauer:innen die Seite wechseln und das Ganze backstage verfolgen – und schließlich eine desolate Aufführung zum überfälligen Ende der Tournee. „Von hinten war es lustiger als von vorne“, sagte Michael Frayn, als er von der Seitenbühne die Aufführung seines Stückes Chinamen sah. Von diesem Erlebnis inspiriert, begann er 1982 die Komödie Der nackte Wahnsinn zu schreiben und dabei eine Schauspieltruppe zu entwerfen, die um das Gelingen des Abends ringt, als ginge es um Leben und Tod. Anne Lenk, zuletzt führte sie bei Molières Der eingebildete Kranke in Hannover Regie, wird den irrwitzigen Kampf ums (Bühnen-) Überleben samt großem Glauben an Leben und Theater inszenieren, getreu dem Motto des Stücks: „Morgen ist Premiere, wir hatten nur vierzehn Tage zum Probieren, wir wissen überhaupt nicht, wo’s langgeht, aber mein Gott, seien wir ehrlich, wer weiß das schon.“
Der Schimmelreiter ist die Geschichte vom Kampf eines Einzelnen gegen den Starrsinn Vieler. Im Zentrum steht der junge Außenseiter Hauke Haien, der gegen alle sozialen Widerstände zum Deichgrafen aufsteigt. Technisch versiert und vorausschauend entwickelt er neuartige Deiche. Den Dorfbewohner:innen gefällt diese Neuerung gar nicht. Überhaupt halten sie Hauke Haien für eine Spukgestalt, für jemanden, der mit dem Teufel im Bunde steht. Tagaus, tagein soll er mit einem verhexten Pferd über die Deiche reiten. Was für Gründe haben sie, im Deichgrafen keinen Erneuerer, sondern einen aufgeblasenen Aufsteiger zu sehen?
Die jungen Heldinnen unserer Zeit heißen Greta Thunberg und Luisa Neubauer, Malala Yousafzai und Nadja Murad. Vehement und eigensinnig kämpfen sie für eine bessere Welt und stürmen damit gegen eine zunehmend unsolidarische Gesellschaft an. Dabei treffen sie nicht nur auf Zustimmung. Sie werden als Fanatikerinnen beschimpft und bezichtigt, im Bund mit Sozialist:innen oder Kommunist:innen für den eigenen Ruhm zu handeln.
In Ronny Jakubaschks Inszenierung der 1888 edierten Novelle Theodor Storms kollidieren die soziale Inkompetenz eines von der Richtigkeit seines Tuns besessenen jungen Mannes und die überkommenen Glaubensgrundsätze einer nicht minder fanatischen Gesellschaft.
Regie: Ronny Jakubaschk
Bühne und Kostüme: Heike Mondschein
Musik: Christoph Iacono
Dramaturgie: Barbara Kantel
Zeitenwende am dänischen Hof. Nach dem Tod des Königs hat sein Bruder Claudius dessen Witwe Gertrud geheiratet und die Macht an sich gerissen, um die drohende feindliche Invasion Norwegens zu verhindern. Nur der junge Prinz Hamlet kann sich nicht für die neue Ehe seiner Mutter begeistern. Er verachtet die schnelle Heirat genauso wie den bevorstehenden Kriegsausbruch, der ihn um sein Studium bringt. Auch hat die Trauer um seinen Vater Hamlet fest im Griff. Und dann erscheint ihm nachts plötzlich dessen Geist. Dieser beschuldigt seinen eigenen Bruder, ihn im Schlaf vergiftet zu haben. Prinz Hamlet ersinnt nun einen Plan, um die Anschuldigungen, die der Geist seines Vaters erhebt, zu überprüfen.
Die ungewöhnliche Verbindung von Gewalt und Selbstbefragung in Shakespeares Hamlet ist einzigartig. Regisseurin Lisa Nielebock widmet sich dieser existenziellen Verunsicherung mit größter Empathie und entfaltet dabei den überbordenden Kosmos, der von Zweifel, Ekel und Handlungsunwillen geprägt ist, aber auch vor allem die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt für eine Tat stellt. Gilt es, den Aufträgen von Vater und Vaterland wirklich nachzukommen? Um jeden Preis? Was erhofft sich der Mensch durch die Erfüllung eines Versprechens? Und wie ist es möglich, dass ein Zweifel, der vielleicht sogar Widerstand ist, in Verwüstung umschlägt?
Lisa Nielebock ist seit 2014 leitende Professorin für Regie an der Universität der Künste in Essen. In Hannover inszenierte sie zuletzt Der zerbrochne Krug.
Regie: Lisa Nielebock
Bühne: Oliver Helf
Kostüme: Ute Lindenberg
Musik: Thomas Osterhoff
Dramaturgie: Mazlum Nergiz
„Wie gelangen wir sicher ins Innere? Und wieder hinaus, ohne den Halt zu verlieren?“, fragt sich gleich zu Beginn der Bergrat Wilhelm August Julius Albert. Die Rede ist vom Vordringen in die Erde, die doch so viele Schätze unter ihrer harten Kruste verbirgt. Gleichermaßen zielt die Frage aber auch auf das Eintauchen in das menschliche Innere, das scheinbar ähnlich viele Rätsel bereithält wie Mutter Erde. Nicht zuletzt aber fragt der Bergrat nach der inneren Ordnung und Veränderbarkeit unserer Gesellschaft. Er wird ein Seil entwickeln, das die Bergbaukunst revolutioniert und den Halt beim Abtauchen Richtung Erdkern wahrt. Doch welches Instrument sichert uns, wenn wir uns und unser Zusammenleben untersuchen?
Rittbergers Stück versammelt Menschen und verzahnt ihre Geschichten über die Zeiten hinweg – beginnend Anfang des 19. Jahrhunderts schlägt es den Bogen in unsere nahe Zukunft. Inmitten der heutigen Klimakrise fragt es danach, wie wir leben können und mit wem wir uns zusammentun. Es will wissen, wie die Liebe funktioniert. Es fragt, ob wir Herrschaftsverhältnisse ändern können, indem wir die großen politischen Zusammenhänge in ihr Gegenteil verkehren. Es sucht nach Zärtlichkeit, die Nachsicht übt gegenüber der Notwendigkeit. Es zeigt den Raubbau an der Welt und den Raubbau am Menschen. Es tastet sich vor in eine Welt, die in Fürsorge und Verbindung, Kooperation und Freiheit einen neuen Versuch wagen könnte.
Marie Bues, die zuletzt Klimatrilogie in Hannover inszenierte, wird das Auftragswerk zur Uraufführung bringen.
Regie: Marie Bues
Bühne: Shahrzad Rahmani
Kostüme: Moran Sanderovich
Musik: Johannes Frick
Video: Camille Lacadee
Dramaturgie: Michael Letmathe
Charlie ist sich sicher, dass die anderen in ihrer Klasse die gleichen Alpträume und die gleichen Ängste haben wie sie, aber die haben Geld und Beschäftigungen, um sich davon abzulenken. Charlie hingegen wächst in einer kleinen Sozialwohnung mit ihrer Mutter auf, die zwischen wenigen lichten Momenten immer tiefer in Alkoholsucht und in die Schizophrenie entgleitet und kaum für sich, geschweige denn für jemand anderes sorgen kann. Vom Balkon aus hat Charlie freien Blick auf die benachbarten Edelbungalows. Als dort ein so glamouröses wie geheimnisvolles Paar einzieht, tritt eine neue Sehnsucht in Charlies Leben: Georg und Maria werden für sie zur Obsession. Zwei Welten, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, liegen hier unmittelbar nebeneinander, in Blickweite. Die einen verfügen über ökonomisches und kulturelles Kapital, haben Spielräume und Möglichkeiten, sich die Welt anzueignen, die anderen sind gesellschaftlicher Abwertung und Ausgrenzung ausgesetzt. Charlie sehnt sich hinüber in die aufregend und luxuriös erscheinenden Leben des Paares, mit ganzer Wucht und mit allen Mitteln drängt sie danach, von ihnen wahrgenommen und ein Teil ihrer Welt zu werden.
Helene Hegemann erlangte 2010 große Aufmerksamkeit mit ihrem Roman Axolotl Roadkill, der in 20 Sprachen übersetzt wurde und den sie selbst verfilmte. Bungalow ist Hegemanns dritter Roman und war u.a. für den Deutschen Buchpreis 2018 nominiert. Die Regisseurin Rebekka David adaptiert Hegemanns Roman vom Aufwachsen einer jungen Frau in prekären Verhältnissen und ihrem unbedingten Drang nach Leben und Zukunft.
Regie: Rebekka David
Bühne: Robin Metzer
Kostüme: Florian Kiehl
Musik: Camill Jammal
Dramaturgie: Annika Henrich
Für Jugendliche ab 15 Jahren und Erwachsene.
Inhaltshinweis:
Die Inszenierung enthält Darstellungen von körperlicher und psychischer Gewalt innerhalb der Familie. Außerdem thematisiert der Abend Verwahrlosung und Kindeswohlgefährdung, selbstverletzendes Verhalten, Alkoholismus, Depressionen und die Folgen und Symptome einer schizophrenen Erkrankung.
Beratung und Notrufstellen für Jugendliche, die sich von ähnlichen oder anderen Problemen betroffen fühlen sowie für Eltern und andere Erwachsene sind unter anderem hier zu finden:
Nummer gegen Kummer:
Hilfetelefon für Kinder- und Jugendliche:
116 111 (Montag bis Samstag: 14 bis 20 Uhr)
Für Eltern und andere Erwachsene, die sich um Kinder sorgen: 0800 / 111 0 550 (Montag bis Freitag: 9 bis 17 Uhr, Dienstag und Donnerstag: 9 bis 19 Uhr)
Kinderschutzzentrum Hannover:
+49511 3743478 (Montag bis Donnerstag 9 bis 13 Uhr und Dienstag 14 bis 16 Uhr)
Psychosozialer / Psychiatrischer Krisendienst:
+49511 30033470, Podbielskistraße 168, 30177 Hannover
Termin
Mi, 5.4.2023, 19:30
Ort
Ballhof Zwei
Knochenhauer Str. 28
D-30159 Hannover
Ausgezeichnet mit dem Hauptpreis des Körber Studios für junge Regie
Eingeladen zum 39. Heidelberger Stückemarkt
„Erlebst du das tatsächlich so? Das kann doch nicht sein!“ Dieser Unglaube schlägt rassismuserfahrenen Menschen, sobald sie der Dominanzgesellschaft von ihren Erlebnissen erzählen, regelmäßig entgegen. Das Abwägen über den Wahrheitsgehalt ihrer Berichte beansprucht die weiße Mehrheitsgesellschaft in der Regel für sich.
In Anlehnung an dieses weiße Selbstverständnis einer Deutungshoheit laden BIPoC Kunst- und Kulturschaffende in R-Faktor. Das Unfassbare, einer politischen Late Night Show, nun selbstermächtigend dazu ein, über ihre Erfahrungen in der weiß dominierten Kunst- und Kulturbranche zu urteilen. Entscheiden Sie: Ist es Fakt oder Fiktion?
Gemeinsam mit dem Publikum verfolgt eine Moderatorin die fiktionalisierten Berichte eines Schauspielstudenten, einer Film-Studentin, einer Regieassistentin und zwei Schauspielerinnen. Sie alle eint der R-Faktor, der Rassismus-Faktor, und seine Reproduktion. Denn auch in Kulturinstitutionen, den selbsterklärten Orten einer künstlerischen Utopie, dominieren die strukturellen Ungleichheiten der Gesellschaft ihren Berufsalltag. Entwickelt aus Interviews mit 30 BIPoC Kunst- und Kulturschaffenden, bildet R-Faktor. Das Unfassbare eine Wirklichkeit ab, vor der ihre weißen Kolleg:innen die Augen verschließen.
Ausgezeichnet mit dem Hauptpreis des Körber Studios für junge Regie. Aus der Jurybegründung:
„Eine One-Woman-Show über strukturellen Rassismus in weißen Theaterinstitutionen, entstanden aus rund 30 Interviews mit Kunst- und Kulturschaffenden. Der Clou dabei: bravourös und zynisch, lustig und lehrreich verkörpert Schauspielerin Şafak Şengül dabei rund 30 handelnde Personen. In R-Faktor gelingt das Kunststück einer Lehrstunde über Rassismus, präzise, verstörend, erhellend. Einem verbittert diskutierten Thema wird hier mit Humor begegnet – und echte Einfühlung ermöglicht.“
Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Atemzug? Als Sie den schützenden Mutterleib verließen, um in all die unüberschaubaren und mitunter scheinbar unüberwindbaren Herausforderungen eines Lebens einzutauchen? Wahrscheinlich nicht. Niemand kann sich daran erinnern. Nicht an den ersten Schrei, nicht an den Ursprung allen Seins.
Aber vielleicht sollten wir uns erinnern. Daran, dass es Luft braucht, um uns mitten ins pralle Leben zu werfen. Ein wenig nur. Ein Atemzug. Kein angstvolles Schnappen. Kein hektisches Hecheln. Nein, tief Luft holen, um „zu sein“. „Da-zu-sein“, um den ganz großen und den ganz kleinen Ängsten, die uns alltäglich beherrschen, etwas entgegenzusetzen. Einmal gemeinsam Atem holen und ansingen, gegen all das, was uns den Atem nimmt. Die Flügel ausbreiten und eintauchen in alles, was die Musik hergibt: von Wagner bis AC/DC, von Peter Alexander bis Billie Eilish. Tief durchatmen und für einen Moment abheben, um sich fallen zu lassen!
Anja Herden ist seit 2019 Ensemblemitglied am Schauspiel Hannover. Als Gastdozentin arbeitet sie seit 2020 am Thomas-Bernhard-Institut der Universität Mozarteum in Salzburg, wo sie auch Regie führt. Luft ist ihre erste Regiearbeit am Schauspiel Hannover. Christian Decker studierte Kontrabass und E-Bass an den Musikhochschulen Hannover und Hamburg und arbeitet als freischaffender Musiker im Studio und auf der Bühne, unter anderem als musikalischer Leiter für All das Schöne am Schauspiel Hannover.
Regie: Anja Herden
Musikalische Leitung: Christian Decker, Lutz Krajenski
Bühne: Florence Schreiber
Kostüme: Annabelle Gotha
Dramaturgie: Johanna Vater
Live-Musik Lutz Krajenski, Dominik Decker, Christian Decker
Schlagwerk Kristof Hinz
von Samanta Schweblin
in einer Fassung von Mazlum Nergiz
Amanda kann sich nicht mehr bewegen. David sitzt neben ihr. Er ist nicht ihr Sohn. Wo ist sie? Im Krankenhaus? Und wo ist Nina, ihre Tochter? David befragt Amanda. Fieberhaft erinnert sie sich. Mit Nina ist sie aufs Land gefahren, um sich vom Trubel der Hauptstadt zu erholen. Die Nachbarin Carla erzählt ihr, dass viele Kinder in dieser Gegend mit schweren Schäden auf die Welt kommen. Einige sterben daran. Andere trifft es erst später, so wie David, Carlas Sohn.
Nach und nach verflechten sich Carlas Erzählung, Davids Fragen und Amandas Bewusstsein zu einer hypnotisierenden Geschichte über paranoide Mutterliebe und den Moment, in dem der Urlaub zum Albtraum wird. Was ist das Gift? Wo ist es? Wann genau hat sich die Landschaft verwandelt? Was kann das Individuum gegenüber einem omnipräsenten Übel tun? Wo Wissenschaft und Industrie sich gegen den Menschen verbinden, hilft da nur noch Aberglaube?
Mit Das Gift hat die argentinische Schriftstellerin Samanta Schweblin einen weltweiten Erfolg gefeiert. Nominiert für den renommierten Man Booker International Prize und in über 20 Sprachen übersetzt, wurde der Roman auch von Netflix als Film adaptiert. Regisseur Juan Miranda stellt sich nach der Stückentwicklung The Sense of Belonging mit Hannoveraner Jugendlichen dem Publikum mit seiner ersten Ensemblearbeit vor.
Regie: Juan Miranda
Bühne: Elisabet Castells i Negre
Kostüme und Mitarbeit: Bühne Ken Chinea
Musik und Choreografie: Paula Montecinos
Dramaturgie: Mazlum Nergiz
Termine
Di, 4.4.2023, 19:30
So, 16.4.2023, 19:00
Ort
Ballhof Zwei
Knochenhauer Str. 28
D-30159 Hannover
Woyzeck – „guter Kerl und armer Teufel“ – ist Soldat und verfügt über ein geringes Auskommen. Er bessert es auf, indem er seinen Hauptmann rasiert und sich der Wissenschaft als Versuchsobjekt zur Verfügung stellt. Denn da sind Marie und sein uneheliches Kind Christian, die versorgt sein wollen. Als ihn Marie betrügt, brechen Angst, Trieb und Hass aus ihm hervor, und er ersticht sie.
„Jeder Mensch ist ein Abgrund, es schwindelt einem, wenn man hinabsieht“, lässt Büchner seinen Woyzeck erkennen und liefert ihm damit die Einsicht in die Spannung, der er selbst ausgesetzt ist. Woyzeck scheitert gnadenlos an seinem Versuch, ein guter Mensch zu sein. Das System, in das er hineingeboren wurde, ist eines der Gewalt. Alle unterliegen ihr. Woyzeck ist kein Einzelfall, sondern Sinnbild eines zutiefst menschlichen Dilemmas. Opfer und Täter zugleich, befindet er sich im Zirkel der Gewalt, unfähig sich daraus zu lösen, und setzt fort, was er erfahren hat. Dabei stattet Büchner ihn und die anderen Figuren mit einer rohen, kraftvollen und bedingungslosen Sprache aus, die berührt und mitnimmt wie die Geschichte selbst.
Lilja Rupprecht bohrt sich in ihren Arbeiten in die Gefühlswelten ihrer Figuren hinein und sucht gleichsam mit Kraft und Zartheit nach ihren inneren Notwendigkeiten, um sie spürbar werden zu lassen. Nach Werther ist Woyzeck ihre zweite Premiere am Schauspiel Hannover. In der Titelrolle steht Sebastian Nakajew auf der Bühne.
Regie: Lilja Rupprecht
Bühne: Anne Ehrlich
Kostüme: Geraldine Arnold
Musik: Romain Frequency
Video: Moritz Grewenig
Live-Kamera: Tobias Haupt
Dramaturgie: Nora Khuon
Das Kurbad ist der Stolz und das wirtschaftliche Rückgrat der Region. Viele Kranke suchen Linderung durch das Heilwasser, neue Hotels und Restaurants öffnen, die Steuereinnahmen sprudeln. Es sind hoffnungsvolle Zeiten. Doch Frau Doktor Stockmann, Leiterin des Kurbades, stellt bei einer Untersuchung überraschend fest: Das Wasser im Bad ist stark mit Giftstoffen belastet. Zusammen mit der Lokalzeitung will die Doktorin die Bevölkerung informieren. Vom Chefredakteur und der Herausgeberin erhält sie zunächst Rückendeckung, aber der Bürgermeister des Ortes – und Bruder von Frau Stockmann – intrigiert gegen die Veröffentlichung. Zwischen beiden entbrennt ein erbitterter Streit darüber, was schwerer wiegt: Gesundheit der Badegäste und der Schutz der Natur oder der drohende wirtschaftliche Bankrott der Stadt. Und plötzlich wendet sich die öffentliche Meinung gegen die Wissenschaftlerin und ihre unbequemen Erkenntnisse. Frau Stockmann und ihre Familie geraten zwischen die Fronten gegensätzlicher persönlicher, politischer und wirtschaftlicher Interessen. Was als Suche nach einer gemeinsamen Lösung begann, entwickelt sich zu einem Krieg um Deutungshoheit und Macht. Das gesellschaftliche Fundament droht zu brechen, wenn kein Kompromiss zustande kommt. Doch welche Partei macht den ersten Schritt?
Was der Hauptfigur hier passiert, erinnert nicht zufällig an die sogenannte „Cancel Culture“, das Aufbauen öffentlichen Drucks mit dem Ziel, polarisierenden und häufig diskriminierenden Haltungen keine öffentliche Bühne zu bieten. Gegner:innen sehen darin den Versuch, unliebsame Fakten zu unterdrücken und die Debattenvielfalt einzuschränken, Befürworter:innen ein Werkzeug gegen menschenverachtende Haltungen und ein Mittel der Kritik. Doch was passiert, wenn kein Interesse an einem Ausgleich oder Gespräch besteht? Wenn wissenschaftliche Erkenntnisse polarisieren und der allgemeinen Behaglichkeit im Wege stehen? Ist das höchste Gut einer Gesellschaft die Wahrheit? Der Kompromiss? Das einzelne, menschliche Leben?
Henrik Ibsen schrieb Ein Volksfeind 1882 als Reaktion auf die öffentliche Diffamierung seiner Person und Stücke, welche gesellschaftliche Konventionen hinterfragten und ein ungeschminktes Bild sozialer Zustände zeigten. Es war ihm höchst suspekt, wie die „öffentliche Meinung“ zur einzigen Wahrheit erhoben wird und welche Konsequenzen das für diejenigen hat, die gegen gesellschaftliche Selbstverständlichkeiten aufbegehren. Da Ibsen stark durch die nordische Sagen- und Märchenwelt geprägt war, sind seine Stücke mit Naturmotiven durchtränkt. Es ist kein Zufall, dass er ein Kurbad und Heilwasser als Rahmung für die Konflikte seiner Figuren wählt. Die Natur ist bei ihm eine Kraft, die das Unbewusste der Gemeinschaft an die Oberfläche spült.
Regie: Stephan Kimmig
Bühne: Katja Haß
Kostüme: Anja Rabes
Musik: Michael Verhovec
Dramaturgie: Hannes Oppermann
Bilder deiner großen Liebe ist ein Gewitter der Einsamkeit und der Schönheit. Es ist eine Konfrontation der Einzelnen mit der Welt. Es ist eine Feier des Lebens samt der Verzweiflung, die diese Feier mit sich bringen kann.
Wolfgang Herrndorf entwirft in seinem Romanfragment Isa, eine Außenseiterin, die gewillt ist, die Normalität hinter sich zu lassen und ein Leben nach eigenen Gesetzen zu führen. Ihr ist ein Mann an die Seite gestellt, der teils den Texten aus Herrndorfs Stimmen entstammt, teils dem Fragment selbst. Er ist nicht weniger einsam, nicht weniger verloren in den Zusammenhängen, die das System zu bieten hat. Eine Suche beginnt: Jede*r für sich macht sich auf, eine Möglichkeit zu finden, wie man leben kann in dieser verrückten Welt. Isa ist unterwegs, scheinbar ziellos durch Wälder, Flüsse, über Wiesen, Felder, Straßen und Parkplätze.
Doch genau wie die deutsche Ebene durchquert sie ihr Inneres. Sie rennt, wühlt, wütet, verweilt, die Füße bluten, und das Herz sucht. Sie ist eine Außenseiterin im klassischen Sinne, dabei aber kein Opfer, sondern kraftvoll und reich.
Die Reise des Mannes schickt ihn in seine Vergangenheit; er durchkämmt seine Erinnerungen ebenso wie die Autobahn und den Strand der Ostsee. Seine Orientierung ist verloren – „die Welt ist kein Schachbrett“, wird er sagen. Die Sterne bieten den letzten Halt in einer Welt, deren Gesetze undurchdringlich scheinen, doch ob sie die Brücke ins Leben zurück sind, ist nicht sicher.
Beide sind allein. Dabei begegnen und entfernen sich die zwei auf ihrem Weg durch die innere und äußere Wildnis. Mal ist der Mann ein Junge, mal ein Kapitän, dann ein Vater, dann wieder der Reisende, getrieben und suchend, seine Rollen wechseln. Isa bleibt Isa. Sie hat keine Not sich neu zu erfinden. Die Versuche ihrer Begegnungen bewegen sich zwischen Intimität und Absurdität. Wirklichen Halt findet keine*r beim anderen. Immer endet alles im Abschied. Schließlich trifft Isa dann auf die beiden Jungs, die man schon als Protagonisten aus Herrndorfs Roman Tschick kennen könnte, und begleitet die beiden eine Weile auf deren Reise in Richtung Walachei, bis auch diese Wege sich wieder trennen.
Wolfgang Herrndorfs Krebserkrankung war bereits weit fortgeschritten, als er Bilder deiner großen Liebe schrieb. Fertigstellen konnte er den Text nicht mehr. 2013 nahm Herrndorf sich das Leben. Das Fragment wurde 2014 von seinen Freund*innen Kathrin Passig und Marcus Gärtner sortiert, überarbeitet und herausgegeben.
Christian und sein Bruder Benny ziehen die Bettdecken über die Köpfe und halten die Luft an, wenn drüben der Vater die Mutter gegen die Wand schleudert. Die Gewalt ist zur Normalität geworden, genauso wie die Armut, in der sie leben, und der Reflex, nichts nach außen dringen zu lassen, bloß nicht aufzufallen. Die Wutausbrüche des trinkenden Vaters sind unberechenbar und exzessiv, und doch hofft Christian immer, dass er bleibt. Er schaut auf zu dem Mann, der eine Waschmaschine alleine in den vierten Stock tragen kann und die Familie davor beschützt, im Kalkofen zu landen, dem Viertel, in dem die wohnen, denen es noch schlechter geht. Unter den abfälligen Blicken der Nachbarn scheint die Zukunft der Kinder bereits vorgezeichnet. Als die Mutter ernsthaft erkrankt, schreitet eine couragierte Tante ein und die Dinge beginnen sich zu verändern.
Als einer, der davonkam, blickt Autor Christian Baron in seinem 2020 erschienenen Debütroman zurück auf eine Arbeiterkindheit in Kaiserslautern und stellt die Frage, wer oder was seinen Vater zu dem machte, der er war. Baron erzählt von skandalöser Armut in einem reichen Land, von den wirkungsvollen Mechanismen der Ausgrenzung, vom Ringen um Stolz und Würde und hält dem Hohn der Gesellschaft eine berührende Familienbiografie entgegen.
Lukas Holzhausen ist Schauspieler und Regisseur. Seit der Spielzeit 2019/20 ist er fest im Ensemble des Schauspiel Hannover, hier inszeniert er in dieser Spielzeit außerdem Dostojewskis Aufzeichnungen aus dem Kellerloch. Bei nassem Schnee.
Regie: Lukas Holzhausen
Bühne und Kostüme: Katja Haß
Musik: Robert Pawliczek
Dramaturgie: Annika Henrich
Termin
Fr, 28.4.2023, 19:30
Ort
Ballhof Zwei
Knochenhauer Str. 28
D-30159 Hannover
New York, 2016. In den USA tobt ein erbitterter Wahlkampf ums Weiße Haus, als Eric, kurz nach seinem 33. Geburtstag, seinem Freund Toby einen Heiratsantrag macht. Doch Toby, angehender Theaterautor, verliebt sich in den Hauptdarsteller seines neuen Stückes und die Beziehung zu Eric zerbricht. Während Toby sich dem ausschweifenden Leben in Manhattan hingibt, sucht Eric Halt bei dem deutlich älteren Henry, der mit Immobilien ein Vermögen gemacht hat. Die beiden heiraten, aber finanzielle Sicherheit und Liebe sind nicht dasselbe. Als dann Donald Trump unerwartet Präsident wird und viele Errungenschaften queerer Menschen in Gefahr geraten, kann Eric der Frage nicht mehr ausweichen, was sein Beitrag für eine bessere Welt sein soll. Was kann er künftigen Generationen schwuler Männer hinterlassen?
In einem Landhaus mit wechselvoller Geschichte will er denen ein Zuhause schaffen, die krank und verloren sind, wie dem Teenager Leo, der als Sexarbeiter HIV-positiv geworden ist. Zuvor will er einige Dinge in Ordnung bringen, doch die Vergangenheit holt ihn schneller ein als gedacht.
Der mehrfach prämierte Dramatiker Matthew Lopez hat mit Das Vermächtnis ein erzählerisches Meisterwerk geschaffen. Inspiriert von E. M. Forsters Howards End, einem der bedeutendsten britischen Romane des 20. Jahrhunderts, malt Lopez ein ausschweifendes Gemälde der Gegenwart, in dem Figuren aus unterschiedlichen Milieus und Generationen in spannungsreichen und humorvollen Szenen aufeinandertreffen. Sie alle verbindet die Sehnsucht nach einem glücklichen Leben, romantischer Liebe und einem sicheren Platz in der Welt. Geschickt verwebt er dabei Zeitebenen, Handlungsstränge und politische Ereignisse wie die HIV-Pandemie Ende der 1980er Jahre, die Wahl Donald Trumps und die Suche nach einem solidarischen Miteinander zu einer vielschichtigen Erzählung.
Matthew Lopez wurde in Panama City/Florida geboren und studierte Theater und Performance Art an der University of Southern Florida. The Daily Telegraph bezeichnete Das Vermächtnis als das „bedeutendste amerikanische Stück des Jahrhunderts“. Es brachte seinem Autor den als „Theater-Oscar“ bezeichneten Tony-Award 2021 in der Kategorie „Bestes Stück“ ein.
Regie: Ronny Jakubaschk
Bühne: Alexandre Corazzola
Kostüme: Anne Buffetrille
Musik: Jörg Kunze
Video: Marina Stefan
Dramaturgie: Hannes Oppermann
Matinée am 27.03.2022:
In Gesprächen und gelesenen Szenen möchten wir Ihnen bei Kaffee und Croissant exklusive Einblicke in das Stück von Matthew Lopez und die Ideen zur Inszenierung geben. Der Regisseur Ronny Jakubaschk und die Videokünstlerin Marina Stefan berichten über ihre Arbeit. Die Ensemblemitglieder Nils Rovira-Muñoz, Alban Mondschein und Fabian Dott lesen Ausschnitte aus dem Stück und beantworten Fragen zu den Proben. Außerdem wird uns Jürgen Maaß von der Hannöverschen Aidshilfe über seine Arbeit berichten.
Gemischtes Doppel - Love is live:
Beim Kauf von Karten dieser zwei Inszenierungen im Gemischten Doppel erhalten Sie 20% Rabatt: Der Liebhaber, Ballett von Marco Goecke, So 24.04., 18:30 Uhr, Opernhaus; Das Vermächtnis, Bühnenepos von Matthew Lopez, Sa 30.04., 18:30 Uhr, Schauspielhaus.
Judas, ein Name der zum Inbegriff des ultimativen Verrats wurde. Die niederländische Autorin Lot Vekemans lässt ihn in ihrem Monolog zum ersten Mal selbst sprechen. Judas tritt aus dem Schatten der jahrhundertelangen Verachtung ins Rampenlicht und lässt uns teilhaben an seiner Geschichte, die wir alle zu kennen glauben und die vor mehr als 2000 Jahren begann. Er liefert uns keine Rechtfertigung, keine Entschuldigung, sondern nimmt uns mit auf seine Seite der Geschichte. Die Geschichte von Judas und Jesus, in der die Tat des Verrats neu beleuchtet wird.
Regie: Oliver Meyer
Bühne: Vanessa Maria Sgarra
Kostüme: Annabelle Gotha
Musik: Christian Decker
Dramaturgie: Melanie Hirner
In unserer neuen Mediathek finden Sie alle digitalen Beiträge aus unserem on air-Programm: Videos, Interviews, Podcasts und Blogs – viel Spaß beim Stöbern!
Das Schauspiel Hannover setzt unter der Intendanz von Sonja Anders auf gesellschaftspolitisch relevante Themen und fahndet in über 30 Premieren pro Spielzeit nach neuen Utopien. Neben Klassikern prägen eine Vielzahl an Uraufführungen den Spielplan. Gespielt wird im Schauspielhaus, Cumberland, im Ballhof Eins und Zwei, aber auch an Orten jenseits der Theaterbühne.
Das Schauspielhaus mit 630 Plätzen wurde 1992 eröffnet. Dem Haus eng verbunden sind unter anderem die Regisseure Stephan Kimmig, Julia Wissert und Laura Linnenbaum. Hinzu kommen Regiehandschriften u. a. von Lilja Rupprecht, Friederike Heller, Kevin Rittberger, Anne Lenk und anderen.
Das Junge Schauspiel weitet seinen Spiel- und Wirkungsraum aus. Junge Lebenswelten sind, neben dem Ballhof, der sich in Hannovers Altstadt mit den Spielstätten Ballhof Eins und Zwei als Ort für junge Themen etabliert hat, in allen Spielstätten zu sehen, so dass sich Generationen treffen und mischen können.
Die Cumberlandsche Galerie, die bereits 1883 entstand, wird zu einem Ort der Öffnung für Künstler und Künstlerinnen aus Hannover und der Welt. Clubs, Gespräche, Partys, Lesungen, Kooperationen mit der Stadtgesellschaft finden hier Platz. Als zentrales Format lädt die künstlerische Workshop-Reihe „Universen“ Hannovers Bürger und Bürgerinnen zu einer Weiterentwicklung ihrer persönlichen Ausdrucksformen, Künsten und Sprachen ein.
Kassen im Opernhaus und im Schauspielhaus
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10–19.30 Uhr (Vorverkauf bis 18.30 Uhr), Samstag 10–14 Uhr (im Opernhaus bis 18 Uhr)
An den Kassen können auch alle Programmhefte aktuell laufender Produktionen erworben werden.
Abendkasse: eine Stunde vor Vorstellungsbeginn (kein Vorverkauf)
Telefonischer Kartenverkauf
Montag bis Freitag 10–18 Uhr, Samstag 10–14 Uhr